Auf die Vorweihnachtszeit in Irland waren wir ganz besonders gespannt. Dabei stellten sich uns fragen, wie: Feiern die Iren Weihnachten genauso wie wir im kontinentaleuropäischen Raum? Gibt es Weihnachtsmärkte samt Glühwein und gebrannten Mandeln? Wird auch ein Weihnachtsbaum ins heimische Wohnzimmer gestellt?
Im Zuge dessen haben wir uns auf die Suche nach irischen Weihnachtsmärkten begeben, insgesamt drei verschiedene quer über Irland (und Nordirland) verteilt getestet und uns über die irischen Weihnachtstraditionen schlau gemacht. Irisch angehauchte Weihnachtsplätzchen haben wir auch Anfang Dezember gebacken. Bilder und ein Rezept dazu gibt’s am Ende des Beitrags. 😉
Weihnachtsmärkte auf Irisch
Es stellte sich heraus, dass Weihnachtsmärkte noch eine recht neue Erscheinung auf der grünen Insel sind. Erst in den letzten 10 Jahren ist die deutsche Tradition zunächst nach England und dann auch nach Irland übergeschwappt. Nur verhältnismäßig wenige Städte haben wirkliche Weihnachtsmärkte zu bieten, darunter natürlich Dublin, Cork, Galway und Belfast. Auch in kleineren Orten gibt es hier und da mal einen Weihnachtsmarkt, jedoch ähneln diese eher Flohmärkten bzw. „Craft Fairs“ oder sind lediglich für Kinder aufgebaute Weihnachtswelten, in denen man „Santa Claus“ treffen kann.
Der erste Weihnachtsmarkt, den wir ausprobierten, war der in Galway. Hier waren wir Anfang Dezember mit Freunden aus Deutschland unterwegs. Leider regnete es den ganzen Abend, aber dick eingepackt und mit einem Hot Cider in der Hand war es erträglich. 😉 Der sogenannte „Galway Continental Christmas Market“ fand bzw. findet dieses Jahr zwischen dem 16. November und 22. Dezember zum 9. Mal statt. Ungefähr 50 Stände um den Eyre Square herum verteilt sowie ein Riesenrad, ein Kinderkarussell und der „German Bier Keller“ gehören zu seinem Repertoire. Für deutsche Verhältnisse ein eher kleiner Weihnachtsmarkt für eine der größten Städte Irlands. Gott sei Dank besteht Galway ja nicht nur aus dem Eyre Square und so konnten wir unsere Gäste auch noch die beleuchteten Gassen des Latin Quarters entlang führen und sie zu einem unserer Lieblingspubs führen, wo ebenfalls weihnachtlich geschmückt war.
Eine Woche später ging es für uns das erste Mal in die Hauptstadt Nordirlands, wo wir natürlich als erstes nach Ankunft am Abend den Belfast Christmas Market auscheckten. Vor der beeindruckenden Kulisse der Belfast City Hall, dem prunkvollen Rathaus der Stadt, prankt der nordirische Weihnachtsmarkt seit dem 17. November bis zum 22. Dezember. Hier war die Auswahl an weihnachtlichen Getränken und Speisen schon viel größer, wenn auch nicht günstiger. Neben schön geschmückten Hütten mit irischem Kunsthandwerk, köstlichen belgischen Waffeln und original deutschem Glühwein gab es auch hier ein paar kleinere Karussells für Kinder. Auch lokale Spezialitäten, wie Hummer-Burger und anderes Sea Food wurde angeboten. Darüber hinaus versprühte der nahe gelegene Victoria Square ein weihnachtliches Großstadt-Flair, das seinesgleichen sucht.
Kurz vor unserem Weihnachtsurlaub in Deutschland ging es für uns noch auf einen kleinen Weihnachtsmarkt im preisgekrönten „Mckenna’s Guide Irish Pub of the Year 2018“. In den umgebauten Scheunen des Pot Duggans in Ennistymon fand an zwei Wochenenden im Dezember ein kleiner lokaler Weihnachtsmarkt statt, der jedoch eher einem weihnachtlich angehauchten Flohmarkt aka Craft Fair ähnelte. Statt Glühwein gab es hier leckeren Hot Cider von einem lokalen Gut in Cork. Besonders der Ausblick vom Biergarten auf den Fluss Inagh und die bunt beleuchtete Brücke hatte es uns angetan.
Die irischen Weihnachtsmärkte versuchten ihr Bestes, um an die deutschen Vorbilder heranzukommen, jedoch ist bis dahin noch ein weiter Weg zu gehen. Weder das Essen und Trinken, das angeboten wird, hat viel mit deutschen Weihnachtsmärkten zu tun, noch die Stimmung ist so weihnachtlich. Wer einmal auf einem guten deutschen Weihnachtsmarkt war, weiß was wir meinen. Andersherum ist es ja auch genauso mit Irish Pubs in Deutschland – sie geben sich alle Mühe, an ihre großen Brüder in Irland heranzukommen, schaffen es aber einfach nicht. Das ist aber noch lange kein Grund, warum es in Deutschland keine Irish Pubs und in Irland keine deutschen Weihnachtsmärkte geben sollte. 😉 Trotzdem ist es eine schöne Sache, dass immer mehr Weihnachtsmärkte in Irland aus dem Boden sprießen und die Vorfreude auf Weihnachten verschönern.
Obwohl wir sonst nicht der Meinung sind, dass die größten Weihnachtsmärkte die besten sind (im Gegenteil), hat uns von den drei Weihnachtsmärkten derjenige in Belfast definitiv am besten gefallen. Er hat es am ehesten geschafft uns in Weihnachtsstimmung zu versetzen und der deutsche Glühwein dort hat sehr gut geschmeckt. Die horrenden Preise sind jedoch genau wie auf deutschen Weihnachtsmärkten gegeben, wenn nicht sogar noch schlimmer!
Weihnachten in Irland
Wie wir erst kürzlich gelernt haben, wartet Irland mit einigen unüblichen Weihnachtstraditionen auf. Die wohl verrückteste und wichtigste davon ist das alljährliche Weihnachtsschwimmen – auf der gesamten Insel springen die Menschen seit mehr als 40 Jahren am Christmas Day, dem 25. Dezember, für den guten Zweck ins eiskalte Meer. Logischerweise wird dieser „Christmas Swim“ eher in den Küstenregionen der grünen Insel zelebriert.
Der nächste irische Weihnachtsbrauch bezieht sich auf das bevorzugte Heißgetränk. Statt Glühwein gibt es in Irland eher heißen Apfelcider oder noch traditioneller heißen Whiskey mit Zitrone, Gewürznelken und etwas braunem Zucker. Wärmt von drinnen nach draußen!
Auch beim Weihnachtsessen gibt es ein ganz besonderes Gericht, das vor allem in der Corker Region zu Weihnachten auf den Tisch kommt: Spiced beef, auf Deutsch gewürztes Rindfleisch, das mit Zucker, Gewürzen und Beeren gekocht wird. Dieses Rezept stammt aus der Zeit, als man so das Fleisch haltbar machte. Die Tradition hat sich bis heute gehalten und beansprucht ihren Platz auf Weihnachtstafeln in ganz Irland.
Zum Nachtisch gibt es klassischerweise einen Christmas Pudding, eine Art Kuchen bestehend aus vielen verschiedenen Weihnachtsgewürzen, Rosinen und anderen getrockenten Beeren und vollgesaugt mit irischem Whiskey. Am besten wird er schon ein paar Wochen vor Weihnachten zubereitet, damit sich die Aromen entfalten können. Vor dem Servieren wird er noch einmal zwei Stunden lang gedünstet und anschließend auf dem Tisch noch einmal mit Whiskey übergossen. Das jüngste Familienmitglied hat dann die Ehre, den Pudding mit einem Streichholz anzuzünden bzw. zu flambieren. Sobald die Flamme aus ist, wird er mit frisch geschlagener Sahne serviert.
Und wusstet ihr, dass der Weihnachtsbaum in Irland noch eine relativ neue Dekoration ist? Üblicherweise wurden die Häuser sonst eher mit Ilex, auch Stechpalme genannt, sowie mit Efeu geschmückt. Kein Wunder, diese Pflanzen wachsen in Irland das ganze Jahr über, wogegen Bäume in vielen Teilen der Insel (vor allem in Küstenregionen) eine Rarität sind. Heutzutage ist es üblich, dass sich jeder einen Ilex-Kranz an die Haustür hängt. Die Tradition besagt, je mehr rote Beeren am Kranz sind, desto mehr Glück hat man im kommenden Jahr. Auch wir haben dieses Jahr die Stechpalme, auf Englisch „holly“ und auf Irisch „cuileann“ oder „cullenagh“ genannt, in unsere Adventsdekoration mit einfließen lassen. 🙂
Der letzte irische Weihnachtsbrauch findet erst im neuen Jahr, genauer gesagt am 6. Januar statt. Dieser Tag wird in Irland „Little Christmas“ oder auch „Women’s Christmas“ also die kleine Weihnacht für die Frauen genannt. An diesem Tag sollen die Frauen alle Hausarbeit vermeiden, ausgehen, sich amüsieren und ihr Weihnachtsgeld ausgeben, während die Männer daheim bleiben und das Haus abschmücken. Es soll Unglück bringen, wenn man es nicht macht!
Also meinetwegen könnten wir einige von diesen Weihnachtstraditionen auch gerne bei uns einführen… 😉
Irische Weihnachtsplätzchen
Zum Schluss wollen wir euch unsere irisch angehauchten Weihnachtsplätzchen nicht vorenthalten. Diese konnten wir nur Dank unserer aufmerksamen Freunde, die uns Anfang Dezember besuchten, backen. Das einzige was an unseren Plätzchen nämlich so wirklich irisch ist, sind die Formen.^^ Da wir keinen Platz hatten extra Weihnachtsdekoration oder Plätzchenformen mit nach Irland zu nehmen, sind unsere einzigen Ausstechformen nun die mitgebrachten – aber seht selbst…
Wenn ihr unsere „Shamrock Cookies“ nachbacken wollt, braucht ihr folgendes:
- – Ausstechformen in Schaf- und Kleeblatt-Form oder andere irische Motive 😉
- – 500g Mehl
- – 250g Butter
- – 150g Zucker
- – 2 Eier
- – 1 Tüte Backpulver
- – bis zu ½ Zitrone (Saft + Schale)
Einfach die weiche Butter mit Zucker, Eiern und Zitrone schaumig rühren. Dann nach und nach Mehl und Backpulver zugeben und alles zu einem glatten Teig verkneten. Eine Stunde kühl ruhen lassen. Dann kann der Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche ausgerollt und die Plätzchen ausgestochen werden. Die Plätzchen auf ein Blech mit Backpapier legen und bei 180°C etwa 10 Minuten backen.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Nachbacken und euch allen Nollaig Shona Dhuit, Blythe Yuletide und frohe Weihnachten!