Diesmal geht es um den einzigen Tagesausflug, den Falk anlässlich eines Jubiläums ganz allein geplant hat. Und so viel vorab: das hat er super gemacht! Schade, dass kein weiterer folgte! 😉 Dieser Trip Mitte Mai letzten Jahres führte uns zunächst zum drittgrößten Binnensee Irlands, dem Lough Derg. Er grenzt an den Osten von Clare, den Nordwesten von Tipperary und den äußersten südlichen Zipfel der Grafschaft Galway und liegt nur circa eine einstündige Fahrt von unserem Haus entfernt. Der See bietet vor allem im Sommer viele Freizeitaktivitäten, aber auch um ihn herum findet man so einige schnuckelige Ortschaften und Sehenswertes. Der Tag endete andernorts außerdem mit einer Reise in die irische Vergangenheit, aber dazu später mehr!

Ohne zu wissen, was an diesem Tag auf mich zukommen würde, starteten wir Richtung Landesinnere. Das Navi wurde auf „Mountshannon“ programmiert und los ging‘s. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichten wir Falks erstes Ziel, das mich bereits ziemlich begeisterte – das Aistear Labyrinth. Ich bin ein großer Fan von Labyrinthen, keine Ahnung warum, aber wahrscheinlich kommt mein kindlicher Spieltrieb dabei einfach zum Vorschein. Leider war das Besucherzentrum zu diesem Zeitpunkt noch nicht geöffnet und nur die Hälfte des Labyrinths war begehbar, aber es war trotzdem schön. Also spazierten wir eine Weile durch den urigen aus alten Steinmauern und viel Grün bestehenden Irrgarten. Mal ging’s rauf auf eine Brücke, mal runter ins Gebüsch. Hier und da fand man Tafeln mit Informationen zum spirituellen Irland von vor bis zu 9000 Jahren. Und nicht nur das, auch Steine oder Hochkreuze mit alten Runen und Symbolen entdeckten wir.

Als wir so durch das Labyrinth ir(r)ten überlegten wir uns einen kleinen irischen Zungenbrecher:

„Irre viele irre Iren verirrten sich irrsinnig im irritierend irischen Irrgarten.“

Na, wie oft könnt ihr ihn schnell hintereinander aufsagen, bis ihr euch verhaspelt? 😉

Da das Labyrinth direkt am See liegt, durfte auch ein kurzer Abstecher zum Lough Derg und zum niedlichen Hafen von Mountshannon nicht fehlen. Zeit für eine Bootsfahrt hatten wir diesmal aber nicht, denn es war noch mehr für heute geplant.

Panorama Lough Derg

Am Nachmittag genossen wir ein Stück leckeren Kuchen und eine Tasse Kaffe in einem weiteren kleinen Ort in der Nähe des Sees, bevor es nochmal kurz nach Hause ging.

Für das geheime anstehende Event mussten wir uns nämlich noch etwas aufhübschen. Der Dresscode laut Falk: Alt und schick. Weil ich keine Ahnung hatte, was er mit alt meint, zog ich mich einfach schick an. :mrgreen:
Als wir am Ziel angekommen waren, wurde mir auch klar, was er mit alt meinte. Wir waren nun am Bunratty Castle, einer alten normannischen Burg in der Nähe der Stadt Shannon.

An der Stelle, an der diese Burg später erbaut wurde, lag um 970 ein Handelsplatz der Wikinger. Dieser Ort war über die Jahrhunderte Schauplatz vieler Umbauten, Auseinandersetzungen sowie Eroberungen und ging bis Mitte des 17. Jahrhunderts durch die Hände vieler verschiedener normannischer und irischer Herrscherfamilien. 1690, fast 50 Jahre nach Oliver Cromwells Feldzug gegen Irland, wurden alle irischen Adligen enteignet und entmachtet, sodass Bunratty Castle in die Hand der britischen Regierung fiel. Mehr als 100 Jahre lang wurde sie an Protestanten aus Großbritannien (sogenannte Plantation Families) verpachtet, die gezielt im katholischen Irland auf großen Anwesen angesiedelt wurden. Als diese später in das komfortablere Anwesen Bunratty House umzogen, blieb die Burg unbewohnt und verfiel. 1950 erwarb Lord Gort dann die Burg und ließ sie mit Unterstützung des Staates im ursprünglichen Stil restaurieren. Seither ist Bunratty Castle der Öffentlichkeit zugänglich, so auch uns.

Neben einer Besichtigung der Burg und des historischen Volkparks runterherum kann man hier auch ein mittelalterliches Bankett erleben. Und genau das hatte Falk mit mir vor – juhu! Wir beide stehen einfach auf alles was mit dem Mittelalter zu tun hat und wollten schon lange mal so etwas mitmachen. 😀
Empfangen wurden wir von authentisch gekleideten Hofdamen und -herren mit einem Becher Met im großen Thronsaal. Dort begrüßten uns alte, irische Harfen- und Geigenklänge. Nach einer Ansprache und einer kurzen Erläuterung zur Historie der Burg ging es in den riesigen Speisesaal, wo 3 rustikale Gänge gepaart mit musikalischer Untermalung auf uns warteten. Dicht an dicht saßen wir an langen hölzernen Tafeln, die mit altertümlicher Keramik, Krügen und nur mit einem Messer anstelle des sonstigen Bestecks gedeckt waren. Als Vorspeise gab es eine einfache Kartoffelsuppe, als Hauptgang Fleisch mit Kartoffeln und als Nachspeise eine Art Panna Cotta. Viel besser als das Essen war jedoch das Unterhaltungsprogramm! Die Hofdamen und –herren waren Kellner, Schauspieler und überaus talentierte Sänger/innen und Musiker/innen in einem. Neben mittelalterlichen irischen Liedern, z.B. über Seegras, wurden auch den irischen Mitbürgern bekannte Volksweisen gesungen, bei denen dann viele mit einstimmten. Die Stimmung war großartig, mit seinen Sitznachbarn kam man bei Met oder Wein ins Gespräch. Die Amerikaner neben uns waren begeistert von der irischen bzw. europäischen Historie und hatten zuvor noch nie eine Burg von innen gesehen. Amerika ist schließlich ein recht junges Land, wo es keine alten Schlösser, Kirchen oder Burgen gibt. Kaum vorstellbar, wo es doch überall in Europa, insbesondere in Irland, nur so davon wimmelt!

Nach diesem gelungenen Abend gingen wir fasziniert von der Zeitreise ins irische Mittelalter, an niedlichen Eseln und Ziegen vorbei, zurück zum Auto.
Wir können die Teilnahme an einem solchen mittelalterlichen Bankett in einer irischen Burg somit trotz der relativ hohen Kosten und der Menschenmassen wärmsten Herzens empfehlen. Solche Veranstaltungen werden vielerorts angeboten und sollten bei deiner nächsten Reise nach Irland auf keinen Fall fehlen! 🙂

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