Ende Januar flogen wir bereits vorab über ein verlängertes Wochenende nach Irland mit dem Wunsch, eine passende Bleibe für unser Auslandsjahr zu finden. Fünf Häuser verstreut über die ganze westliche Inselhälfte galt es innerhalb von nur drei Tagen zu besichtigen – ein ganz schöner Marathon! Es ging los im Südwesten in der niedlichen Touristenstadt Kenmare, wo wir uns einen Bungalow aus den 80ern mit Blick auf die Bucht von Kenmare ansahen.

Weiter ging es noch am selben Tag nördlich unserer heiß geliebten Stadt Galway. Das alte Steincottage (meinen heimlichen Favoriten) irgendwo im Nirgendwo konnten wir leider nur im Dunkeln besichtigen. Es fiel wegen einer zu niedrigen Dusche leider sofort raus, dabei hatte ich so gekämpft, um diesen Besichtigungstermin zu bekommen. Aber sei’s drum… Den Abend verbrachten wir im pulsierenden Nachtleben Galways im Latin Quarter bei Guiness und Cider. Das entschädigte für die vorherige Enttäuschung.

Am nächsten Tag ging es nach einem erneuten Ausflug nach Galway im Regen gemächlich ins County Limerick, wo wir uns ein Haus einer Bekannten einer Verwandten einer Urlaubsbekanntschaft von sehr guten Freunden von uns (sagen wir einfach von jemanden, den wir über drei Ecken kennen) ansahen – wirklich schön und nahe eines Klosters mit großzügiger Parkanlage gelegen, aber leider etwas zu teuer. Und Limerick, das wir uns im Anschluss zu Gemüte führten, konnte unsere Herzen leider überhaupt nicht erwärmen.

Am nächsten und somit letzten Tag unserer „house hunt“ starteten wir mit einem weiteren kleinen, aber feinen alten Steincottage, das lediglich mit einem Ofen beheizt wurde. Auf Anraten der Hausvermieter besuchten wir im Anschluss den Bullybunion Beach im Norden des Co. Kerry – trotz des trüben und verregneten Januarwetters waren wir mal wieder überwältigt von Irlands wunderschönen Naturgewalten – dem kilometerlangen Sandstrand, dem tosenden Atlantik und dem grünen Gras.

Allzu lange konnten wir uns jedoch nicht dort aufhalten, denn unsere letzte vielversprechende Hausbesichtigung – wieder in der Nähe von Kenmare, unserem Ausgangspunkt – stand am Nachmittag noch bevor. Was uns nun erwartete, raubte uns den Atem. In der Beschreibung des Hauses stand zwar „remotely located“, aber in Irland scheint eine ruhige, abgelegene Lage ganz neue Dimensionen anzunehmen! Wir fuhren etwa eine halbe Stunde von Kenmare zunächst eine sich durch die sich ständig verändernde, atemberaubend schöne Landschaft schlingende Straße entlang, bis uns die vor uns fahrende Maklerin bedeutete, links auf einen Feldweg abzubiegen, der durch ein Tor abgesperrt war, das sie erstmal öffnen musste. Über Stock und über Stein sowie durch viel Matsch folgten wir ihr mit unserem Mietwagen (Gott sei Dank – unserem Auto hätte man diesen Weg nicht mehr zumuten können). Nach ein paar Minuten öffnete sie ein weiteres Tor und der Weg wurde immer schlechter. Irgendwann ging es nur noch steile Hügel auf und ab, scharf rechts und links und auf einmal war da nur noch ein schmaler Damm, der vom Meer von beiden Seiten eingerahmt wurde.

„Bei Hochwasser oder Flut würde man hier nicht mehr lang kommen“

Das war es, was wir uns bei diesem Anblick dachten. Jetzt müssten wir ja langsam mal am Haus sein, oder? Falsch gedacht. Nicht bevor wir nochmal über „sieben Berge“ und über einen weiteren Meeresdamm gefahren waren. Dann lag eine steile Auffahrt vor uns, an deren Ende ein drittes Tor geöffnet werden musste. Das Auto schaffte es unter Ächzen hinauf und da waren wir – weit entfernt vom nächsten Nachbarn auf einer Halbinsel, auf der nur dieses Haus stand. Von drei Seiten waren wir umgeben vom Atlantik – was für eine unglaubliche, spektakuläre Aussicht! Das Haus wirkte sehr massiv, war es doch aus dunklen Steinen gefertigt. Man erzählte uns, ein irischer Arzt, der nun in Kanada arbeitet, habe es sich vor kurzem als Alterssitz gekauft. Wir gingen hinein und es war einfach nur riesig. Viel zu groß für uns und leider auch viel zu abgelegen. Hier sieht man den ganzen Tag nur ein paar Schafe oder Ziegen und vielleicht ab und zu mal den Postmann. Bis zur Stadt braucht man von hier 45 Minuten, einen Geländewagen und starke Nerven. Aber dieser Ausblick macht vieles wieder wett! Für einen Schriftsteller oder einen Künstler, der sich mal für ein Jahr auf nichts anderes als seine Arbeit konzentrieren möchte, wäre dieses Haus genau das richtige. Für uns war es eine einmalige Erfahrung, um die wir nun reicher sind.

Wir machten uns anschließend auf den Weg Richtung Flughafen. In der schönen mittelalterlichen Stadt Kilkenny schlugen wir unser letztes Nachtlager auf. Ein von einem alten Mann liebevoll ganz allein  geführtes B&B in einer Art Herrenhaus hieß uns willkommen (obwohl wir fälschlicherweise für die nächste Nacht gebucht hatten und es Sonntag war- typisch Irland eben!). In einem urgemütlichen Pub in Kilkenny ließen wir unsere „house hunt“ Revue passieren. Wir waren uns einig: Unsere Haussuche war mit diesem Trip noch nicht abgeschlossen. Zu viele Kontras machten uns die Entscheidung für eines der Häuser schwer. Und so ging es mit leeren Händen, jedoch aber mit der Gewissheit, den nächsten Schritt wirklich wagen zu wollen, im Flieger zurück gen Berlin.

6 Gedanken zu „The House Hunt

  1. Man sieht das du bzw.ihr in die schöne Insel verliebt seit.Wenn man den Reisebericht ließt,ist man schon mittendrin.Ich freue mich schon auf den Mai mit euch als Reiseführer.LG Vati

  2. Liebe Verena,

    ach wie schön es da aussieht und wie gut du die Bilder getroffen hast. Da kriege ich wieder Lust auf Weihnachten, bevor der Sommer da ist 🙂

    Genieß die Zeit und hab‘ noch viel Spaß!

    Viele Liebe Grüße
    Figen

  3. Ich hoffe ihr erinnert euch noch an den Weg zum letzten Haus eures House Hunts. Ich glaube, da muss ich auch nochmal hin 😁

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