„Hier oben ist alles anders“, sagt man – ob das wirklich zutrifft, können wir nicht sagen. Aber auf jeden Fall hatte der hohe Norden der irischen Republik, der aufgrund seiner abgeschiedenen Lage und eher schlechten infrastrukturellen Anbindung selten von Touristen besucht wird, sehr schnell unser Herz erobert. Voller Extreme präsentierte er sich mal rau, von Wind und Wetter gepeitscht, mal sanft und einladend – aber immer unberührt, faszinierend und voller Schafe. Ein Jubiläum war der Anlass für eine erste Entdeckungstour durch verschiedene Countys im nördlichen Irland.

Unser Tag

An dem Weihnachten, bevor es uns nach Irland verschlug, schenkte ich Falk eine Übernachtung in einem irischen Bubble Dome Hotel. Man schläft dort in einer durchsichtigen, aus Kunststoff bestehenden Halbkugel, die mitten in der Natur steht und von der aus man die Sterne nachts beobachten kann. Was für eine romantische Vorstellung – und leider auch gar nicht mal so günstig. Zu unserem Jahrestag wollten wir diesen Gutschein nun einlösen. Bereits mehrere Wochen vorher war eine Übernachtung im Bubble Dome aber leider schon ausgebucht. Deshalb wurde es alternativ eine Übernachtung in einer Lodge mit Seeblick am Lough Erne. Wir fuhren etwa vier Stunden bis zum Finn Lough Resort im County Fermanagh in Nordirland an der Grenze zu County Donegal, das wiederum zu Irland gehört.

Dort wurden wir sehr freundlich mit einer Kanne Tee und frisch gebackenen Keksen begrüßt und mit einem Bobbycar zu unserer Lodge gefahren, die angeblich die schönste des ganzen Resorts sein sollte – und tatsächlich waren wir begeistert! Ein riesiges Panorama-Fenster mit Blick auf den See, ein geräumiges Bad samt bodentiefer Dusche und freistehender Badewanne sowie kleine Details, wie ein tragbarer Koffer-Plattenspieler und ein Retro-Teleskop, machten den gewissen Charme dieser stylischen und gemütlichen Unterkunft aus. Auf einer kleinen Schiefertafel standen unsere gebuchten Termine sowie ein Glückwunsch zu unserem Jubiläum – wie aufmerksam!

Nach einer ausgiebigen Erkundungstour durch unsere Unterkunft, wollten wir noch etwas von der Umgebung sehen. Leider herrschte an diesem Sommertag trübes Regenwetter, weshalb wir erstmal nur mit dem Auto am See entlang fuhren, statt auf ihm mit einem Kayak zu paddeln, wie ursprünglich geplant. Wir besuchten Boa Island, eine Halbinsel mit dem schönen alten Caldragh-Friedhof, der den berühmten Janus Stone beherbergt. Dabei handelt es sich um eine etwa 2000 Jahre alte heidnische Figur mit zwei voneinander abgewendeten grotesken Menschenköpfen. Daneben steht die kleinere einäugige Gestalt des Lusty Man. Wir machten uns einen Spaß daraus und schnitten gemeinsam mit den Steinen ein paar Grimassen. 😛

Anschließend wollten wir eigentlich durch den Lough Navar Forest Park bis hin zu den 9 Kilometer langen und 250 Meter hohen Cliffs of Magho mit Blick auf die Blue Stack Mountains und das Meer fahren. Doch das Wetter und die Zeit machten uns einen Strich durch die Rechnung. Wir mussten schnell noch etwas zum Abendessen finden, um rechtzeitig für unsere Buchung zurück im Resort zu sein.

Der gebuchte Sundowner fand aufgrund des Regens leider nicht am Seeufer samt Sonnenuntergang, sondern nur in einem mit Lichterketten verzierten Holzverschlag im Wald statt – etwas rustikaler, aber trotzdem schön. Es gab S’Mores – eine typisch amerikanische Lagerfeuer-Spezialität, bestehend aus geschmolzenen Marshmallows, einem Stück Schokolade und zwei Keksen – eine klebrig-süße Angelegenheit. Dazu gab’s eine Flasche Rotwein, die uns zusätzlich zur Feuerschale noch etwas mehr einheizte. Trotzdem kamen wir nicht um das ungute Gefühl herum, dass heute alles, was wir uns so schön ausgemalt und geplant hatten, im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen war. Kein Bubble Dome, keine Paddeltour auf dem Lough Erne, kein romantischer Sonnenuntergang und noch dazu war ich ziemlich erkältet. Es war viel zu kühl für Mitte Juni und ich saß da mit Halsschmerzen im Nieselregen. Doch wir machten das Beste draus. Ein warmes Schaumbad mit dem restlichen Rotwein und einem guten Buch am Abend sollte die Sache wieder richten. Nach einer erholsamen Mütze Schlaf und einem leckeren Frühstück, fühlte ich mich am nächsten Tag schon wieder besser.

Destination Donegal

Alles in allem schien unser Jahrestag unter keinem so guten Stern zu stehen, aber wir hofften auf eine Besserung während unseres nun anstehenden Trips in den hohen Norden Irlands – County Donegal.
Spoiler: Wir sollten nicht enttäuscht werden. 😉

Zuvor inspizierten wir aber noch die Halbinsel, auf der sich das Finn Lough Resort befindet, denn die Bubble Domes wollten wir schließlich wenigstens von außen begutachten. Auf unserem Streifzug bemerkten wir kleine, gewundene, mit roten Fähnchen markierte Wanderwege, die durch den dschungelartigen Wald führten. Schließlich fanden wir die Bubble Domes und durften einen kurzen Blick hineinwerfen. Sie sahen genauso faszinierend aus, wie auf den Fotos. Im Hellen konnten wir uns jedoch nur schwer vorstellen, wie es ist, dort im Dunkeln unter dem Sternenhimmel zu liegen. Wir beschlossen einfach, dass wir es mit unserer Lakeside Lodge gar nicht so schlecht getroffen hatten und spazierten zurück zu unserem Auto. Trotz allem können wir das luxuriöse Finn Lough Resort wärmsten Herzens empfehlen und möchten irgendwann mal in so einem Bubble Dome übernachten und Sternschnuppen beobachten.

Im Anschluss besuchten wir noch eine Schlossruine, die an das Märchen Dornröschen erinnert. Castle Caldwell im gleichnamigen Wald am Ufer des Lough Erne ist nämlich dicht bewachsen und von außen kaum noch als Schloss zu identifizieren. Ob in seinem Inneren noch eine schlafende Prinzessin darauf wartet, wachgeküsst zu werden? Dieser Ort lädt zu ausgedehnten Spaziergängen auf verschiedenen Routen zwischen Wald und Wasser ein. Viel Zeit konnten wir hier auf der Durchreise zwar nicht verbringen, aber für einen kurzen Drohnenflug reichte es noch. Hier, irgendwo im nirgendwo, trafen wir übrigens mal wieder auf andere Deutsche, die mit einem Boot auf dem See unterwegs waren und hier eine Pause machten – wie sollte es auch anders sein? Die Deutschen sind einfach überall auf der grünen Insel, man ist nie allein!

Anschließend konnte die große Entdeckungstour in Donegal aber starten. Das Wetter spielte heute zumindest schon mal deutlich besser mit als den Tag zuvor!
Nach einer kurzen Autofahrt von ca. 20 Minuten erreichten wir schon unser nächstes Ziel, das ebenfalls am, oder besser gesagt im Wasser liegt. Auf Instagram entdeckt, wollten wir es unbedingt auch selbst mal sehen. Die Rede ist vom St. Patrick’s Purgatory, einem christlichen Wallfahrtsort, der auf einer Insel inmitten des Lough Derg in der Grafschaft Donegal gelegen ist. Lough Derg? Den kennt man doch schon aus anderen Beiträgen über County Clare. Richtig, es gibt anscheinend zwei Seen mit dem gleichen Namen in Irland! Jedenfalls sollen bereits seit 1500 Jahren viele Menschen zur spirituellen Reinigung hierher gepilgert sein, oft auch um sich von Sünden zu befreien und Buße zu tun. Um überhaupt in das Purgatorium zu kommen, mussten die Pilger erstmal 15 Tage lang fasten und beten, nur um dann 24 Stunden in eine Höhle eingesperrt zu werden, in der Heilkräuter verbrannt wurden, deren „reinigenden“ Rauch man einatmen sollte. Fand man die Pilger am nächsten Tag lebend an, wurden sie für weitere 15 Tage Fasten und Beten auf eine benachbarte Insel gebracht. So etwas taten sie freiwillig – heutzutage kaum vorstellbar. Später im 13. Jahrhundert wurden Gesetzesbrecher aus ganz Europa zu Pilgerreisen verpflichtet, um für ihre Sünden zu büßen und Vergebung zu erlangen. Erst einige Jahrhunderte später um 1632 wurde die Wallfahrt verboten.

Auch heute noch pilgern Reisende zum Purgatorium, allerdings nur für eine 3-Tages-Wallfahrt. Natürlich geht es auch heute noch um Fasten und ununterbrochenes Beten ohne Schuhe, Essen und Schlaf.
Leider (oder sollte man angesichts dieser Fakten eher „zum Glück“ sagen?) war uns ein Besuch der Insel aus Zeitgründen nicht persönlich, sondern nur aus der Luft möglich. Falk packte seine Drohne heute trotz Nieselregen und Wind schon zum zweiten Mal aus. Von oben betrachtet, wirken die Gebäude auf der Insel eher wie ein edles Anwesen für Reiche. Nichts lässt das laienhafte Auge vermuten, welchem Verzicht und welchen Qualen sich Menschen hier seit vielen Jahrhunderten – freiwillig oder nicht – aussetzen. Auch wir hatten zum Zeitpunkt unseres Besuchs noch keine Ahnung, was sich dort alles abgespielt hat. Wir sahen ein paar vermeintliche Urlauber per Fähre auf die Insel fahren und beneideten sie sogar für die luxuriöse Auszeit, die sie sich gerade gönnten und fanden den Anblick dieser isolierten Bastion der Ruhe, die anfangs nur von ein paar Eremiten bewohnt war, einfach nur schön und sehenswert. Tja, so kann der Schein trügen!

Auf dem Weg zu unserer nächsten Destination fuhren wir auch durch Donegal-Stadt, wo wir lediglich eine kleine Mittagspause in einem urigen Restaurant gegenüber dem unübersehbaren Donegal Castle machten. Da wir noch eine recht weite Strecke vor uns hatten, kam für uns eine Übernachtung in Donegal-Stadt nicht in Frage, aber es soll ein hervorragender Ausgangspunkt zur Erkundung des Südens von Donegal mit vielen guten Restaurants und Hotels sein.

Uns rief die wilde Küste im Süden Donegals, von der wir schon so viel gehört hatten. Ein Postkarten-Motiv war der ausschlaggebende Punkt für unsere erste Destination dort: Es zeigte eine saftig grüne Felsenküste am Ende einer spitzen Landzunge, die tief in den atlantischen Ozean ragt. Allein die Fahrt dorthin war bereits ein Erlebnis – auf engen, verschlungenen Wegen, vorbei an vielen urigen Cottages und Steinmauern, welche die unzähligen Schafe auf den grünen Weiten einzäunen, umgeben vom tosenden Meer und begleitet von tief ziehenden Schäfchenwolken vor einem indigoblauen Himmel.

Den ersten Halt machten wir an einem lang gezogenen, verlassenen Strand mit kristallklarem,  beinahe türkisem Wasser. Zwei einheimische Fischer oder Angler reparierten in dieser surreal wirkenden Kulisse gerade ihr kleines Boot am Strand. Wir können nur vermuten, dass es sich dabei um den St. John’s Point Beach  gehandelt hat.

Kurz darauf ging unsere Fahrt weiter zu unserem eigentlichen Ziel dieses Umweges, wobei hier sowieso eher der Weg das Ziel war. Die Atmosphäre, die wir an der Felsenküste des St. John’s Point verspürten, ist mit Worten und Bildern kaum zu beschreiben. Der Wind, die Sonne, die Wellen und die strahlenden, gesättigten Farbtöne der Landschaft vollbrachten einmal mehr ihr Wunderwerk. Da kann man nicht anders, als ein breites Grinsen mit sich herum zu tragen! Soweit draußen trifft man keine anderen Touristen, ja nicht einmal Anwohner. Hier ist man ganz ungestört für sich. Ganz am Ende der zerklüfteten Landzunge befindet sich außerdem ein Leuchtturm, den wir jedoch nur von außen besichtigten. Auf dem Rückweg hinunter von der kleinen Halbinsel hatte es uns ein Cottage, das sich kurz darauf als traditionelle Webstube herausstellte, ganz besonders angetan – es war so alt, klein und liebevoll hergerichtet, dass wir einfach anhalten mussten. Die Überrest des McSwyne’s Castle am Rand von flachen Klippen ließen uns ein weiteres Mal einen Zwischenstopp machen.

Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich die Zufahrt zu den höchsten Klippen Irlands. Ein Tor mitten auf der Straße verschloss uns den Weg. Da es nicht mit einem Schloss gesichert war, entschlossen wir uns kurzer Hand es einfach zu öffnen, um hindurch fahren zu können. Es stellte sich heraus, dass wir nicht die einzigen waren, die diese glorreiche Idee hatten. Nur wenige begaben sich auf den recht langen, steilen Weg zu Fuß. Das Licht war magisch – anders kann man es nicht beschreiben. Eine schönere Lichtstimmung hätten wir uns, für das was uns jetzt begegnen würde, nicht wünschen können. Die gesamte Landschaft war in das goldene Licht der tief stehenden, frühabendlichen Sonne getaucht. Grüne, felsige Hügel, gesprenkelt mit weißen Schafen und ein paar floralen Farbtupfern wiesen uns den Weg zu den Slieve League Cliffs (irisch: Sliabh Liag = grauer Berg). Da wir bereits von den Cliffs of Moher in unserem Heimat-County Clare total begeistert waren, waren wir etwas skeptisch und erwarteten nicht zu viel von diesen weniger berühmten irischen Klippen. Oh, wie wir uns da verschätzt haben! Mit jedem Schritt, den wir den Klippen näher kamen, wurde der Anblick atemberaubender. Große Wolkenansammlungen schafften es nicht über die Spitze der  Klippen, blieben hängen und sorgten für einen umso dramatischeren Anblick. Hier kommt man sich vor wie am Ende der Welt – im positiven Sinne. Am Rande der Klippen verspürten wir ein unglaubliches Freiheitsgefühl und absolutes Glück. Dieser Moment war perfekt. Kein Wunder, dass wir versuchten, ihn so lang wie möglich hinauszuzögern, die Klippen auf und ab liefen und immer wieder neue Blickwinkel genossen. Was für ein Panorama! Die Slieve League Cliffs sind so langgezogen, dass man sie tatsächlich ohne Panorama-Modus gar nicht auf ein Bild bekommt, da kann das Objektiv noch so weitwinkelig sein. Dass sie 600 Meter hoch sein sollen, fast 3 mal höher als die Cliffs of Moher, und somit zu den höchsten Klippen ganz Europas zählen, kam uns gar nicht so vor. Ich schätze, ab einer gewissen Höhe, kann man sich schlecht die Relationen vorstellen und – egal ob 200 oder 600 Meter – hoch ist es allemal. Dieses Erlebnis wird uns jedenfalls für immer in Erinnerung bleiben und zählt zu unseren absoluten Lieblingsmomenten, die wir bisher erleben durften.

Mit neu gewonnener Demut vor der gewaltigen Natur und Schönheit der Erde machten wir uns auf den weiteren Weg ins Abenteuer entlang des nordwestlichen Wild Atlantic Way. Das nächste Ziel ist einer der schönsten Strände entlang der westirischen Küstenstraße und war nur eine dreiviertel Stunde von uns entfernt. Der Silver Strand ist ein pittoresker Strand in einer hufeisenförmigen Bucht in der Nähe eines Gaeltacht-Dorfes namens Malinbeg (irisch: Málainn Bhig). Auch dort wurden wir wieder von einigen Schafen, die auf der Steilküste oberhalb des Strandes grasten, blökend begrüßt. Zahlreiche Treppenstufen führen hinab zu ihm. Hinauf ist es ein echtes Workout! Obwohl wir mitten im Sommer zu einer noch moderaten Tageszeit hier waren (gegen 19 Uhr), trafen wir nur zwei weitere Menschen an. Donegal scheint in der Tat noch ein echter Geheimtipp zu sein, der nicht über zu viele Touristen klagen kann. Auch hier wurden wir nach kurzer Zeit wieder mit einer spektakulären Lichtstimmung überrascht, als plötzlich Regenwolken aufzogen und die Abendsonne einen zarten Regenbogen in den Himmel zauberte. Ein grandioser Abschluss des Tages, wenn es nicht noch etwas weiter gegangen wäre…

Auf dem Weg zu unserer Bleibe für die Nacht kamen wir nämlich noch an einer dreigeteilten Inselgruppe mitsamt Leuchtturm vorbei, der sogenannten Rathlin O’Birne Island. Im gleißenden Abendlicht sah die Szenerie faszinierend aus und ließ uns wieder einmal anhalten. Aber auch der Blick ringsum mitsamt alten Bauwerken auf den umliegenden Steilhängen, stets grasende Schafe im Vordergrund, wusste zu beeindrucken.

Der Aussichtspunkt auf den malerischen Glengesh Pass (irisch: Malaidh Ghleann Gheis) verführte uns zu einem letzten Zwischenstopp bevor wir unsere Übernachtungsmöglichkeit am vorangeschrittenen Abend erreichten. Einen Abstecher durch den schmalen, gewundenen, von grünen Bergen flankierten Pass konnten wir leider nicht mehr machen. Der Ausblick auf das grüne Tal allein, war schön genug. Es wird auch Glen of Spells genannt, daher auch der Name Glengesh Pass. Diese Bezeichnung ist so alt wie die Legenden der irischen Helden und rührt von Überlieferungen her, dass Menschen, die hier gelebt haben, mit Bännen oder auf irisch „gesh“ belegt wurden, wenn sie sich nicht an gewisse Regeln hielten und Tabus brachen. So wurde auch der legendäre Held Cúchullain mit zwei Bännen belegt, die einander widersprachen. Weil er sich nur an einen von den beiden halten konnte, wurde er zum Tode verurteilt. Ein zwielichtiges Tal mit Sonnen- und Schattenseiten also, das zu verzaubern weiß.

Als wir spät an unserem B&B (Gort na Mona) in Ardara ankamen, ließen wir den Tag noch gemütlich bei Live-Musik und Cider in einem Pub ausklingen und fielen anschließend überwältigt von den vielfältigen Eindrücken des heutigen Tages ins Bett. Was für eine Wiedergutmachung für den vorangegangen Tag, der so ins Wasser gefallen war!

Donegal²

Apropos Wasser, am nächsten Tag war unser erster Tagesordnungspunkt der Assaranca Wasserfall direkt in Ardara. Es ist einer der am leichtesten zugänglichen und fotowürdigsten Wasserfälle in Irland, der schon in viele Fotoalben Einzug gehalten hat – so auch in unseres! 😉

Er liegt auf dem Weg zum beeindruckenden Maghera Beach, den wir direkt im Anschluss ansteuerten. Zu diesem weißsandigen Traumstrand und seinen Höhlen gelangt man über einen verschlungenen Pfad durch weitläufige Dünen – einfach schön hier entlang zu spazieren.

Nach einem ausgedehnten Spaziergang, auf dem wir kaum einer Menschenseele begegneten, machten wir uns auf den Weg gen Norden. Dort wartete nämlich der größte Nationalpark Irlands auf uns, den wir noch nicht kannten. Leider schlug das Wetter auf dem Weg dahin um, sodass wir den gesamten Aufenthalt über nur Starkregen hatten. Der Glenveagh Nationalpark erinnerte uns, nicht zuletzt aufgrund des trüben Regenwetters, an eine weitläufige schottische Landschaft. Er liegt im Herzen der Derryveagh Mountains und lädt sowohl zu kurzen Wanderungen entlang des großen Lough Veagh als auch zu anspruchsvollen Touren in den Bergen ein.

Das Glenveagh Castle am Lough Veagh

Dadurch, dass man so wenig draußen machen konnte, blieb uns mehr Zeit für das Schloss, welches sich inmitten des Nationalparks befindet und zum Eindruck, man sei jetzt in Schottland, zusätzlich beiträgt. Das Glenveagh Castle bietet neben ausschweifenden Themengärten, durch die man ebenfalls wandern kann, auch einen fantastischen Ausblick auf den See Veagh. Während einer Führung durch das sehr schön erhaltene Schloss, dass inspiriert von der viktorianischen Idylle eines romantischen Rückzugsorts in den Highlands in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, erfuhren wir mehr über die faszinierende Geschichte seiner Erbauer und Bewohner. Besonders hervorzuheben ist, dass eine Frau, nämlich die Ehefrau des verstorbenen Erbauers John George Adair’s, den Bau des Schlosses vervollständigen und die Gärten anlegen ließ. Sie lebte hier im Sommer noch viele Jahre allein und unterhielt als Gastgeberin hohe Gesellschaften. Der nächste Besitzer war Professor der Harvard Universität und veranstaltete regelmäßig hochkarätige Veranstaltungen, zu denen er Literaten und Künstler einlud, deren Gemälde noch immer die Bibliothek des Jagdschlosses zieren. Erst seit 1984 ist es in öffentlicher Hand und der Glenveagh Nationalpark für die Öffentlichkeit zugänglich. Er lockt nach wie vor Besucher aus aller Welt an. Auch wenn das Schloss äußerst sehenswert ist, steht für uns die genauere Erkundung des Nationalparks bei hoffentlich besserem Wetter definitiv noch auf der Löffel-Liste.

Zum späten Nachmittag machten wir uns auf den weiten Rückweg von Nord-Donegal bis nach Clare. Am Abend erreichten wir als einzigen Zwischenhalt eines meiner Must-Sees, den Steinkreis von Beltany. Er befindet sich im äußersten Süden Donegals und ist einer der größten Steinkreise Irlands. Seinen Namen hat er aufgrund seiner Ausrichtung zum Sonnenaufgang an Beltaine, dem keltischen Frühlingsfest. Vermutlich ist der Beltany Stonecircle einer der ersten Steinkreise und um 3000 v. Chr. entstanden. Damit ist die vorchristliche Ritualstätte weitaus älter als beispielsweise die Stonehenge in England. Selbst wenn sie mitten auf einem Acker voller Schafe liegen (oder gerade deshalb?), üben solche Steinkreise immer wieder eine besondere Anziehungskraft auf mich aus und erinnern mich nicht zuletzt auch stets an eine unserer Lieblingsserien: Outlander. Kein Steinkreis, an dem wir vorbeikommen, darf ausgelassen werden.:mrgreen:

Erst in der Nacht erreichten wir erschöpft, aber voller neuer Eindrücke und Erinnerungen wieder unser Zuhause im County Clare. Der hohe Norden Irlands hatte uns definitiv nicht zum letzten Mal gesehen und lockt uns immer wieder in seine wilden, unberührten Gefilde. Wir können einen Ausflug in den Nordwesten Irlands definitiv empfehlen, wenn man nichts gegen eine stärkere Brise und raues Wetter hat.

Weil es sich um einen sehr langen Blogbeitrag handelt, hier nochmal die Sehenswürdigkeiten des Ausflugs auf einen Blick inklusive Sternebewertung von uns:

    • Finn Lough Resort + Lough Erne ⭐️⭐️⭐️⭐️
    • Janus Stone ⭐️⭐️⭐️
    • Castle Caldwell Forest Park ⭐️⭐️⭐️
    • St. Patrick’s Purgatory ⭐️⭐️⭐️⭐️
    • Donegal Stadt ⭐️⭐️⭐️
    • St. John’s Point ⭐️⭐️⭐️⭐️
    • Slieve League Cliffs ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
    • Silver Strand (Malinbeg)⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
    • Glengesh Pass ⭐️⭐️⭐️⭐️
    • Assaranca Wasserfal ⭐️⭐️⭐️
    • Maghera Beach ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
    • Glenveagh Castle + Nationalpark ⭐️⭐️⭐️⭐️
    • Beltany Stonecircle ⭐️⭐️⭐️

2 Gedanken zu „Nord-West- Wind

  1. Ach war das schön, hier auf virtuelle Weise mit auf Reisen zu gehen. 🙂 Ihr beschreibt alles so unglaublich toll! Die Fotos sind fantastisch! Euren Beitrag hab ich wieder nur so verschlungen. County Donegal steht u.a. auch noch auf meiner Irland-Liste. Vielen Dank für die vielen Informationen und Anregungen! 🙂

    1. Liebe Susanne, vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, diesen langen Beitrag zu lesen und uns so einen süßen Kommentar zu hinterlassen! Genau deshalb machen wir das bzw. mache ich das ganze 🙂 Gerne kannst du dich für eine Abbonnierung unserer Beiträge per Mail anmelden, damit du nichts mehr verpasst. Es wird nämlich irgendwann mal noch einen 2. Beitrag über den nördlichen Teil von Donegal geben. Es ist eines unserer Lieblings-Counties, gerade weil es recht unberührt und wild ist sowie voller Dinge die wir lieben – lange, menschenleere, weiße Traumstrände, atemberaubende Klippen und ganz viel niedliche Schafe. Außerdem ähnelt es landschaftlich auch zum Teil Schottland, wo wir unbedingt auch mal hinmöchten.

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